Gerd Gailing

Grillen

Die Grille namens Feminin
wär liebend gerne maskulin.
Voll Energie schritt sie zur Tat.
Entgegen Vorbehalt und Rat
hat sich die Grille kurzerhand
und rigoros "Herr Grill" genannt.
Nicht Grillmann oder Grillerich,
nein, "Grill!". Das war ein Fall für sich.
Es sprach sich bald im Gras herum,
am Feldrand sei ein Unikum,
und dieses schwöre Stein und Bein,
ein Herr mit Namen Grill zu sein.
"Wir sind nicht im Panoptikum!",
beschied ein Grillen-Gremium.
Das "Herr", das sei höchst unbefugt,
bei Licht besehn sogar verrucht.
Die Ahnentafel ward zitiert
und lauthals wurde proklamiert,
daß in millionenfachem Jahr
nie ein Herr Grill vorhanden war.
Man schleppte den besagten Herrn
zum Dorfe hin, das gar nícht fern.
Der Homo ludens war allhier
versammelt um ein Fäßchen Bier,
denn es fand eine Party statt
per Grill mit Würstchen und Salat,
mit Speck und schummerigem Licht.
Die Grillen interessiert dies nicht.
Zum Feurerofen zog die Schar,
der stinkend voll zugange war.
Es stand das Grillengremium
mit dem Herrn Grill am Grill herum
"Kommt dieses Monster," zirpt der Chor,
"dir etwa wie dein Urahn vor?
Ist dieses Stöckelbeingeschirr
etwa verwandt mit uns, mit dir?
Dies ist," so zirpten sie, "ein Grill!!"
Dann wurde es im Grase still.
Nur Grill, der ominöse Herr,
krakehlte sehr und tat sich schwer.
Und recht vernehmlich, fürchterlich
zirp-zirpte er: "Der Grill bin ich!
Ich bin Herr Grill!" hört man ihn noch.
Voll Zorn hüpft´ er einsachtzig hoch
und landete, den Bauch voll Wut,
inmitten Würstchen, Speck und Glut.
Es zischte leis. Es war vorbei
die Grillen-Mannestümelei.
Im Grillenkreis hieß es pauschal:
"Der Hochmut kommt stets vor dem Fall!"
Sie hüpften heim. Sie zirpten nicht.
Der Vorgang war aus Grillensicht
recht problematisch und kein Spaß.
Es blieb noch lange still im Gras.